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Ein symbolträchtiger Rastplatz (Bericht NP)

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©Heike Schülein Die GHAG Ludwigsstadt errichtete eine neue Bank beim Dreiherrenstein (von links): Heimatforscher Martin Weber, Karin Weber, Hans Skrodt, Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig sowie Manja Hünlein, Leiterin der Touristinformation der Rennsteigregion. Fotos: Heike Schülein

Die GHAG Ludwigsstadt hat die Bank neben dem Dreiherrenstein zwischen Lauenhain und Lehesten erneuert.

Lauenhain/Lehesten – An der Bank neben dem Dreiherrenstein am Schönwappenweg hatte der Zahn der Zeit genagt. Die Geologisch-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft (GHAG) Ludwigsstadt baute das marode Exemplar ab und errichtete an gleicher Stelle ein neues – ebenfalls in Triangel-Form; als Symbol für die Bedeutung des geschichtsträchtigen Orts.

Der von Wäldern umgebene Schönwappenweg zwischen dem Ludwigsstadter Ortsteil Lauenhain und dem thüringischen Lehesten eignet sich bestens, um innere Ruhe zu finden. Hier oben, zwischen dem Eppenberg auf bayerischer Seite sowie Kießlich und Mittelbühl in Thüringen, verläuft eine alte Grenze. Und so zieren hier den Rennsteig, der in diesem Gebiet gleichzeitig Grenzweg ist, rechtsgeschichtlich bedeutsame, heraldisch und künstlerisch hervorragend gearbeitete Wappensteine aus verschiedenen Jahrhunderten. Einer von ihnen ist der Dreiherrenstein aus dem Jahr 1717, an dem drei ehemalige Herrschaftsgebiete aneinanderstoßen.  Bereits vor zehn Jahren wurde neben diesem Stein eine Dreiseitenbank aufgestellt, um die Herrschaftsgebiete nachzuzeichnen.

Die Sitzgruppe wurde nun von der GHAG Ludwigsstadt durch eine neue ersetzt und bei einem kleinen Festakt offiziell eingeweiht. Die neue „Brotzeit“-Bank hatte Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig mit Hilfe seines Nachbarn Hans Skrodt gebaut. Auch das hochwertige Douglasien-Holz spendete der Kreisheimatpfleger.
Laut Siegfried Scheidig ist die Idee, die geschichtsträchtige Bedeutung des Dreiherrensteins durch die Errichtung einer Bank in Triangel-Form darzustellen, bei einer gemeinsamen Grenzbegehung im Jahr 2009 entstanden. Tischlermeister Leopold Jahn von der Firma Jahn aus Probstzella hatte damals die Bank gesponsert, die im Juli 2010 gemeinsam mit Gästen aus Oberfranken und Thüringen eingeweiht worden war. Zunächst habe man vorgehabt, die Bank um den Stein herum zu bauen, sagte Scheidig. Schließlich entschied man sich jedoch dafür, sie daneben zu errichten. „Das Fichtenholz war mittlerweile total verfault“, erklärte der Kreisheimatpfleger.

Bei der Dreiecks-Form der Bank sei man geblieben. Wie die Bezeichnung Dreiherrenstein verdeutlicht, stoßen dabei drei ehemalige Herrschaftsgebiete aneinander: das Hochstift Bamberg mit dem Oberamt Teuschnitz, das markgräflich brandenburgisch-bayreuthische Amt Lauenstein und das sachsensaalfeldische Amt Probstzella. Der Vorgänger-Grenzstein aus dem Jahr 1619 wurde auch als „Fraischstein“ – Fraisch ist die fränkische Bezeichnung für die hohe Gerichtsbarkeit – bezeichnet, da an diesem Markpunkt Gericht gehalten werden konnte. „Historische Grenzsteine zeigen bis in unsere Tage die Entwicklung und den Verlauf alter Grenzen auf“, verdeutlichte Heimatforscher Martin Weber in seinem historischen Überblick. 1513 hätten die Landesherren, der sächsische Kurfürst sowie der Bischof von Bamberg, ihre Räte beauftragt, die Grenzstreitigkeiten zwischen Lehesten und Teuschnitz durch einen Vertrag zu beenden. In einem Vertrag habe man festgelegt, das Gebiet mit 20 großen Wappensteinen zu vermarken.

Grenzsteine seien bereits aus dem Mittelalter bekannt. Das Gebiet zwischen Thüringer- und Frankenwald sei, wie aus frühen urkundlichen Zeugnissen hervorgeht, schon jahrhundertelang Grenzraum gewesen.

Die erste Grenzbeschreibung, die dieses Gebiet streifte, stammt aus dem Jahr 1072. In ihr wird der Umfang des 1071 gegründeten Klosters Saalfeld in recht vagen Angaben beschrieben. Eine spätere Grenzbeschreibung von 1294, die anlässlich eines Streits jenes Klosters mit dem Kloster Langheim entstand, enthält genauere Details. 200 Jahre später gab es um diesen Wald wiederum Streit. Um den Zwist zu beenden, beauftragten die Landesfürsten Friedrich III., der Weise, und Johann I., der Beständige, Herzöge und nacheinander auch Kurfürsten von Sachsen, sowie der Bischof von Bamberg, Georg III., Schenk von Limpurg, ihre Räte mit Verhandlungen. In dem am Samstag nach St. Bartholomäus 1513 in Lehesten zweifach angefertigten Vertrag zwischen dem Kurfürstentum Sachsen und dem Hochstift Bamberg wird die Teilung des strittigen Waldgebietes vereinbart und die Vermarkung mit den Wappensteinen festgelegt.

„Wenn es nach der Wiedervereinigung hieß, die Grenze sei weg, dann ist das in meinen Augen Quatsch. Richtig ist vielmehr, dass die unmenschlichen Sperranlagen an der Grenze – Gott sei es gedankt – weg sind“, betonte Martin Weber, dass eindeutige Grenzen für eine gute Nachbarschaft notwendig seien. Der Begriff „Grenze“ müsse neu gewertet werden – weg von dem trennenden Charakter hin zu notwendigen Grenzziehungen, um Eigentumsverhältnisse darzustellen. Dankenswerterweise habe die Grenzkommission bestimmt, dass die mit Wappen versehenen Steine erhalten bleiben.

Die Grenzsteine seien auch eine Mahnung, Geschichte in Gegenwart und Zukunft lebendig zu halten, sagte Weber. Gerade der Dreiherrenstein solle die Menschen zu Nachdenken bringen, an welch wichtigem Ort sie sich befinden, und an welchem – „bambergischen“, „brandenburgischen“ oder „sächsischen“ – Teil des Ortes sie ihre Brotzeit einnehmen. Mit eben einer solchen Brotzeit wurde der kleine Festakt beschlossen.



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